Nicht nur Unterschiede in Klima und Geologie, sondern auch die Verfügbarkeit von Symbionten wie dem Mykorrhiza-Pilz beeinflussen die Pflanzenvielfalt an verschiedenen Orten wie zum Beispiel an der trockenen Ostküste Teneriffas. Foto: Holger Kreft
Nicht nur Unterschiede in Klima und Geologie, sondern auch die Verfügbarkeit von Symbionten wie dem Mykorrhiza-Pilz beeinflussen die Pflanzenvielfalt an verschiedenen Orten wie zum Beispiel an der trockenen Ostküste Teneriffas. Foto: Holger Kreft

Pilze als Filter für die Pflanzenausbreitung

Internationales Forscherteam mit Beteiligung des Konstanzer Ökologen Prof. Dr. Mark van Kleunen analysiert Einfluss der Pilze auf Biodiversität

Die Symbiose von Pflanzen und Pilzen hat einen großen Einfluss auf die weltweite Ausbreitung von Pflanzenarten. Zum Teil wirkt sie sogar wie ein Filter. Das hat ein internationales Forscherteam mit Beteiligung der Universität Konstanz herausgefunden. Bei der Kolonisierung von Inseln durch Pflanzenarten spielen nicht nur Faktoren wie Inselgröße, Isolation und geologische Entwicklung eine wichtige Rolle, sondern auch die Interaktionen zwischen den Arten. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fanden heraus, dass der Symbiose von Pflanze und Pilz – der sogenannten Mykorrhiza – dabei besondere Bedeutung zukommt. Die Ergebnisse sind in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Nature Ecology & Evolution erschienen.

Die Organismen von Pflanze und Pilz tauschen über das Feinwurzelsystem der Pflanzen Nährstoffe aus. Der Pilz bekommt von der Pflanze Kohlenhydrate, die Pflanze Nährstoffe, die der Pilz aus dem Boden aufgenommen hat. Neue Daten zur Verbreitung von Pflanzenarten in 1.100 Insel- und Festlandregionen erlauben zum ersten Mal, den Einfluss dieser Interaktion zu untersuchen. Das Ergebnis: Mykorrhiza-Pflanzen-Interaktionen sind natürlicherweise seltener auf Inseln, da eine gegenseitige Abhängigkeit bei der Kolonisierung von entlegenen Inseln ein Nachteil ist. Die Symbiose wirkt somit wie ein Filter für die Ausbreitung der Pflanzen.

„Interessanterweise ist dies nicht der Fall für vom Menschen eingeführte Pflanzenarten, wahrscheinlich weil Pilz und Pflanze häufig gemeinsam eingeführt werden”, sagt der Konstanzer Ökologe Prof. Dr. Mark van Kleunen, der an der Studie beteiligt ist. „Das zeigt, dass durch Menschen verursachte biologische Invasionen viele natürliche Verbreitungsmuster zunichtemachen.” Darüber hinaus nimmt der Anteil an Pflanzenarten mit Mykorrhiza-Interaktionen von den Polen zum Äquator hin zu.

Die Ergebnisse der ForscherInnen zeigen, dass komplexe Beziehungen zwischen unterschiedlichen Organismen entscheidend dafür sind, globale Diversitätsmuster zu verstehen und die biologische Vielfalt zu erhalten. „Die Störung eines Interaktionspartners kann Ökosysteme aus dem Gleichgewicht bringen und auch anfälliger für biologische Invasionen machen“, betont Mark van Kleunen.

Faktenübersicht:

  • Originalveröffentlichung: Camille S. Delavaux, Patrick Weigelt, Wayne Dawson, Jessica Duchicela, Franz Essl, Mark van Kleunen, Christian König, Jan Pergl, Petr Pyšek, Anke Stein, Marten Winter, Peggy Schultz, Holger Kreft and James D. Bever: Mycorrhizal fungi influence global plant biogeography. Nature Ecology & Evolution (2019). DOI: 10.1038/s41559-019-0823-4
    https://www.nature.com/articles/s41559-019-0823-4
  • Internationales Forscherteam mit Beteiligung des Konstanzer Ökologen Prof. Dr. Mark van Kleunen analysiert Einfluss der Pilze auf Biodiversität
  • Untersuchung basiert auf neuen Daten zur Verbreitung von Pflanzenarten in 1.100 Insel- und Festlandregionen
  • Studie wurde auf Konstanzer Seite im Rahmen des seit 2015 laufenden Global Naturalized Alien Flora-Projekts (GloNAF) durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.

Presseinformation: Nr. 17/2019