Hintergrund und Projektziel

Warum engagiert sich der Fachbereich im Kosovo?

1. Weil der Kosovo eine der vielfältigsten Regionen Europas ist.

Gründe dafür sind die vielfältige Topographie, das stark heterogene geologische Substrat und die nach wie vor weit verbreitete extensive landwirtschaftliche Nutzung. Biogeografisch betrachtet war die Westbalkanregion während der Eiszeiten eines der wichtigsten Rückzugsgebiete für verdrängte mitteleuropäische Arten, und viele sogenannte Endemiten haben sich hier entwickelt.

2. Weil die Daten zur Artenvielfalt im Kosovo unzureichend sind.

Obwohl in den letzten Jahren einige Anstrengungen unternommen wurden (einschließlich der Erstellung von Roten Listen), ist die Datensituation im Vergleich zu anderen Ländern im Westbalkan immer noch mangelhaft. Es gibt keine Artenregister. Ausländische Fachleute finden selten ihren Weg nach Kosovo.

3. Weil es zahlreiche Bedrohungen für die Natur gibt.

Der Kosovo ist ein Land im Wandel. Einerseits leidet es immer noch unter den Folgen von Konflikten mit Serbien und dem Kosovokrieg; andererseits sind eine moderate wirtschaftliche Entwicklung und eine Annäherung an die EU spürbar. Umweltschäden sind nach wie vor erheblich: Die Abfallentsorgung und Wasserreinigung sind kaum reguliert. Ein altes Braunkohlekraftwerk produziert Strom direkt vor der Hauptstadt Prishtina. Private Heizsysteme sind jedes Jahr für erhebliche Luftverschmutzung im Winter verantwortlich. Unregulierte Abfallentsorgung ist in der Landschaft allgegenwärtig, und Wälder leiden unter umfangreichem illegalen Holzeinschlag aufgrund der Nachfrage nach Brennholz. Der Tourismus, besonders in den Bergen, ist kaum nachhaltig, und es entstehen illegale Wochenend- und Feriensiedlungen in den Hochlagen.

Seit wann und auf welche Weise ist das Fachbereich Biologie involviert?

Die ersten Kontakte im Kosovo wurden 2014 hergestellt, und die erste zweiwöchige Summer School fand 2015 statt.

Wir haben schnell erkannt, dass es an Bildungsangeboten zu Biodiversität und Nachhaltigkeit mangelt und Bedarf an naturkonservatorischer Zusammenarbeit zwischen Bildungseinrichtungen, Regierungsbehörden und NGOs besteht. Zusätzlich gibt es keine öffentlich zugängliche naturkundliche Ausstellung.

Daraus entstand die Idee, beim Aufbau eines Umweltzentrums im Kosovo zu helfen: das 'Kosovo Environmental Education and Research Center' (KEERC).