Dr. Ayub Moses Owaka Oduor wird im Rahmen eines Georg Forster Stipendiums der Humboldt-Stiftung die kommenden zwei Jahre an der Universität Konstanz verbringen, wo er in der Gruppe des Ökologen Prof. Dr. Mark van Kleunen dazu beitragen wird, Aspekte des Invasionserfolgs nichteinheimischer Pflanzen zu klären. Die Konstanzer Ökologen sehen die Tatsache, dass in den letzten Jahrhunderten vom immer mobileren Menschen absichtlich oder unabsichtlich viele Pflanzenarten in nicht heimische Regionen verschleppt wurden, wo sie sich erfolgreich vermehrten, einerseits als Bedrohung für die biologische Vielfalt des Lebensraums. Andererseits können Exoten auch als Modellsysteme in der Grundlagenforschung angesehen werden. „Ein riesiges wissenschaftliches Experiment“, so Mark van Kleunen über das Einbringen invasiver Pflanzen.

Ganz in diesem Sinne will der Postdoc Ayub Oduor einen Nebenaspekt des Invasionserfolgs von Pflanzen klären, der Rolle unterirdischer Fressfeinde. Der Kenianer hat sein Augenmerk auf den Schwarzen Senf, Brassica nigra, gerichtet. Brassica nigra stammt aus dem Mittelmeerraum, und wird in der europäischen Landwirtschaft gerne als Zwischenfrucht angepflanzt, die man als Gründünger unterpflügt. Die Pflanze hat sich mittlerweile auch in Nord- und Südamerika ausgebreitet, wo sie als lästiges Unkraut gilt, dessen Vernichtung die Landwirtschaft mit großen Unkosten belastet.

Wageningen, Granada und Peking sind die Zwischenstationen, die Dr. Ayub Oduor nach Konstanz führten. Dem Schwarzen Senf und seinen Erfolgen in Übersee war er bereits im Rahmen seiner Dissertation auf der Spur. Jetzt will er in mehreren raffinierter Vergleichsstudien im Gewächshaus der Universität untersuchen, ob und wie sich Brassica nigra in ihrer überseeischen Variante vom europäischen Original unterscheidet, wenn es um die Toleranz gegenüber unterirdischen Fressfeinden – in diesem Fall die Kohlfliege, die die Wurzeln angreift – geht. In einer zweiten Versuchsreihe sollen unter- und überirdische Fressfeinde (Kohlfliege versus Mehlige Kohllaus) in ihrer Wirkung auf die Wirtspflanze verglichen werden. Eine dritte Versuchsreihe gilt Beobachtungen des Wettstreits zwischen invasiven und einheimischen Pflanzen, die beide dem Fressfeind ausgesetzt sind.

Exakte Zähl- und Messmethoden sind Teil der Werkzeugkiste moderner Ökologen. Mehr als 600 Senfpflanzen pro Experiment werden bald viel Raum im Gewächshaus des Botanischen Gartens beanspruchen. Die Kohlfliegenlarven sind schon bestellt. Nach der Ernte werden die Pflanzen getrocknet und gewogen und die Messergebnisse statistisch ausgewertet. Dr. Oduor wagt bereits jetzt die Vorhersage, dass sich Pflanzen des Schwarzen Senf, die aus Amerika stammen, im Vergleich mit den in Europa heimischen Pflanzen, toleranter gegenüber Angriffen der Kohlfliege sind und sich deswegen besser gegen Konkurrenten durchsetzen.